
Diese Reise liegt mittlerweile einige Jahre zurück, aber da sie etwas Besonderes war, möchten wir unsere Leser an diesem Erlebnis teilhaben lassen.
Als wir Freunden und Familie erzählten dass wir eine Flusskreuzfahrt auf der Donau machen wollen, reichte die Reaktion von „Seid ihr jetzt offiziell alt?“ bis „Ist eure Netflix-Mitgliedschaft abgelaufen?“ – und vielleicht dachten wir das insgeheim auch ein bisschen. Aber da ein befreundetes Paar bereit war, sich mit uns ins Abenteuer zu stürzen, haben wir es trotzdem gewagt. Und was folgte, war eine der entspanntesten und – ja, auch amüsantesten – Reisen, die wir je gemacht haben.
Passau: Drei Flüsse, ein Anfang
Wir reisten einen Tag früher an, um uns die Stadt Passau anzuschauen und am nächsten Tag gemütlich auf dem Schiff einzuchecken. Passau, die „Dreiflüssestadt“, begrüßte uns mit barocker Kulisse und kopfsteingepflasterten Gassen. Hier fließen Donau, Inn und Ilz zusammen – ein geografisches Schauspiel, das beeindruckend aussieht. Wir nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Stadtrundgang und stellten fest: Passau ist nicht nur ein Startpunkt für Flusskreuzfahrten, sondern auch ein echtes Juwel. Das eigentliche Herzstück der Stadt ist der Dom St. Stephan. Mit seinen fast 18.000 Pfeifen findet man hier die größte Domorgel der Welt. Wir haben in der Pension Gambrinus übernachtet, da sie für die Flusskreuzfahrer einen Parkplatz und einen Shuttle-Service zum Schiff anbietet.




Einchecken auf der Prinzessin Isabella – und plötzlich fühlen wir uns wie Austauschstudenten
An Bord der Prinzessin Isabella waren wir zu dem Zeitpunkt mit Anfang 40 nicht nur jung, sondern geradezu pubertär im Vergleich zum Rest der Passagiere. Unsere Kabine war gemütlich, das Essen überraschend gut – und wir fanden uns schnell damit ab, dass das Animationsprogramm eher aus Fragespielchen als aus Cocktails mit Schirmchen bestand.





Apropos Cocktails: Unser Kreuzfahrtdirektor hatte offensichtlich ein sehr herzliches Verhältnis zu Hochprozentigem. Mal leicht schwankend bei der Crewvorstellung, mal lallend beim Tagesbriefing – sagen wir es so: Er war stets gut gelaunt. Und meistens doppelt so gut wie der Rest von uns.
Wien – die prunkvolle Hauptstadt Österreichs
Aufgrund einiger Schleusen in der ersten Nacht, erreichten wir Wien leider mit viel Verspätung und hatten nur noch knappe 3 Stunden für eine Besichtigung zur Verfügung. Zum Glück hatten wir unserer Freundin zum 40. Geburtstag einen Gutschein für eine Fiaker-Fahrt geschenkt, so dass wir in der kurzen Zeit die wichtigsten Höhepunkte der Stadt noch zu sehen bekamen.






Budapest – der Showstopper bei Nacht
In Budapest hatten wir zum Glück mehr Zeit, um uns die wichtigsten Touripunkte der Stadt in Ruhe anzuschauen. Die Fischerbastei auf der einen Seite, das Parlamentsgebäude auf der anderen. Der Höhepunkt kam aber beim Ablegemanöver um Mitternacht. Das Parlament glitzerte golden, die Kettenbrücke funkelte, die Fischerbastei thronte wie eine Märchenburg – ein beeindruckender Anblick.







Belgrad – Zwischen Rakija und Revolution
Belgrad war wild. Im besten Sinne. Hier traf sozialistischer Beton auf alte Festungen. Wir erkundeten die Innenstadt und die Kalemegdan-Festung und fühlten uns zum ersten Mal auf der Reise fast zu angepasst.



Das Eiserne Tor – Naturdrama im Flussformat
Zwischen Serbien und Rumänien durchfuhren wir eine der spektakulärsten Passagen der gesamten Reise: das Eiserne Tor. Die Donau zwängt sich hier durch ein gewaltiges Felsmassiv – links und rechts ragen steile Kalksteinwände auf, während das Schiff wie ein winziger Spielzeugkahn durch eine imposante Schlucht gleitet. Die Atmosphäre ist mystisch, fast ehrfürchtig still, nur unterbrochen vom leisen Gluckern des Wassers und dem gelegentlichen „Oooh“ vom Sonnendeck.




Bukarest – Hauptstadt mit Kontrasten
Bukarest wird manchmal das Paris des Ostens genannt. Der Palast des ehemaligen Präsidenten Nicoale Ceausescu ist impulsant. Leider war die Ausflugsplanung etwas unglücklich, da sie uns zuerst in ein Museum am anderen Ende der Stadt geschickt hat und durch den dichten Verkehr im Anschluss kaum Zeit für eine Stadtbesichtigung blieb.



Das Donaudelta bei Tulcea – Europas vergessene Wildnis
Am Ende der Hinreise tauchten wir in das Labyrinth des Donaudeltas bei Tulcea ein – ein Naturparadies, das so gar nichts mit den barocken Fassaden und Festungen der Vortage zu tun hatte. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Leider war im September die Zeit der Pelikane schon vorbei, trotzdem verloren wir uns in einem Meer aus Kanälen, Sümpfen und Seen und waren von der Natur fasziniert. Es war still, grün, weit – und ein bisschen so, als würde der Fluss am Ende seiner langen Reise noch einmal tief durchatmen, bevor er sich ins Schwarze Meer verabschiedet.




Bratislava – Klein, fein, unterschätzt
In Bratislava fragten wir uns, warum diese Stadt nicht längst überrannt ist. Eine Altstadt wie aus dem Bilderbuch, mit kleinen Cafés, Restaurants und mittelalterlichen Gassen. Für viele war es nur ein kurzer zusätzlicher Stopp – für uns ein verstecktes Highlight.







Stift Melk – Barockes Wow in der Wachau
Nachdem wir die großen Städte alle gesehen hatten, legten wir in der Wachau an – genauer gesagt beim Stift Melk. Diese barocke Benediktinerabtei thront über der Donau, als hätte Gott einen Faible für prunkvolle Architektur gehabt.




Fazit: Jung geblieben unter silbernen Haarschöpfen
Diese Donaukreuzfahrt war kein Partyurlaub. Aber sie war intensiv, entschleunigt und überraschend unterhaltsam – nicht zuletzt wegen unserer beschwipsten Reiseleitung. Wir lernten, dass Reisen nichts mit Alter, sondern alles mit Offenheit zu tun hat. Und dass man mit Anfang 40 auch mal gerne zu den „jungen Wilden“ gehören darf – so lange man weiß, wann Bingo ist. Und dort zur Not auch noch als Moderation für den Kreuzfahrtdirektor einspringt.
Würden wir es wieder machen? Ja, mit Donauwellen und einer guten Portion Selbstironie!